Früher oder später steht jeder Mopedfahrer mit einem 2-Taktmotor vor dieser Aufgabe: Der Zylinder muss runter. Die Gründe können vielfältig sein:
- entweder hat es dich erwischt und du bist mit einem Kolbenfresser am Straßenrand liegen geblieben;
- dein Zylinder hat einen äußerlichen Schaden erlitten;
- du möchtest auf einen Tuning-Zylinder umrüsten;
- oder die Rennleitung hat dir einen Mängelschein ausgestellt.
Egal aus welchem Grund du vor dieser Herausforderung stehst, wir sind hier, um dir zu helfen. Für einen Neuling kann der Zylindertausch eine Herausforderung darstellen. Lass dir gesagt sein: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Bring auf jeden Fall Geduld und Zeit mit, bevor du loslegst.
Vorneweg: Der Austausch von Zylindern unterscheidet sich von Modell zu Modell. Im Grunde sind es aber immer dieselben Tätigkeiten. Wenn du das einmal verstanden hast, klappt es auch mit anderen Modellen. Wir haben dir hier eine allgemeine Anleitung zusammengestellt. Diese kannst du auch gut als Checkliste hernehmen.
Gründliche Reinigung des Motors
Vor Arbeitsbeginn solltest du deinen Motor oder besser noch dein ganzes Moped gründlich reinigen. Konzentriere dich dabei vor allem auf den Bereich um den Zylinder. Damit verhinderst du, dass Schmutz in das Kurbelgehäuse gelangt, nachdem du den Zylinder demontiert hast.
Moped Fixieren und Zylinderkopf abnahmen
Sorge als nächstes für einen sicheren Stand deines Mopeds. Am besten mit einem Montageständer, so steht dein Moped auch gerade. Je nach Zugänglichkeit musst du eventuell die Seitenverkleidungen demontieren.
Bei wassergekühlten Motoren lässt du nun das Kühlwasser ab. In aller Regel findest du dazu eine Ablassschraube am untersten Punkt des Kühlkreislaufes, meist bei der Pumpe.
Tipp: das Wasser läuft besser ab, wenn du den Deckel vom Wassertank öffnest.
Demontage Anbauteile
Entferne den Auspuff, Vergaser und eventuell vorhandene Kühlwasser- und Ölschläuche um Zugang zum Zylinder zu erhalten. Diese Arbeiten sollten gemacht werden, wenn der Zylinder noch fest verschraubt ist.
Zylinder demontieren
Nun sollten alle Anbauteile am Zylinder entfernt sein und du kannst endlich mit der Demontage beginnen.
Löse die Schrauben oder Muttern vom Zylinderkopf. Beachte die Reihenfolge und Position der Schrauben, da diese möglicherweise unterschiedliche Längen haben.
Der Zylinderkopf ist nun lose und klebt meist noch leicht am Zylinder. Das liegt an den Dichtungen. Nutze notfalls einen Hebel aus Kunststoff oder Holz, um ihn vorsichtig „abzuhebeln“. Achte darauf, dass die Kühlrippen nicht beschädigt oder verbogen werden.
Nach dem Abnehmen des Zylinderkopfs reinigst du die offenliegenden Flächen nochmals gründlich. Damit vermeidest du Dreck im Motor.
Super! Der Zylinderkopf ist schonmal runter und du siehst deinen Brennraum und den Kolbenboden.
Wie den Zylinderkopf kannst du nun auch den Zylinder herunterziehen. Auch der Zylinder klebt gern an der Dichtung. Helfe auch hier wieder mit einem Hebel vorsichtig nach. Wenn du einen Kolbenfresser hattest oder dein Moped viele Jahrzehnte stand, kann das durchaus sehr schwer von der Hand gehen. Es kann helfen deinen Brennraum ordentlich mit Kriechöl „einzuweichen“.
Kolben austauschen
Nachdem du den Zylinder runtergezogen hast, siehst du wie der Kolben auf dem Pleuel montiert ist und das offene Kurbelgehäuse. Hier sollten möglichst keine Fremdkörper wie Dreck, Werkzeuge, Dichtungsreste oder Schrauben reinfallen (Achtung Motorschaden). Deshalb achten wir von Anfang an auf eine intensive Motor- und Mopedreinigung. Tipp: decke das offene Kurbelgehäuse mit einem sauberen Lappen ab. Mit abgedecktem Kurbelgehäuse kannst du auch am besten die alten Dichtungsreste vom Motorblock entfernen.
Wenn du einen neuen Zylinder verbaust, musst du auch immer einen neuen Kolben verbauen. Wir liefern unsere Zylinderkits deshalb immer mit neuen Kolben aus.
Tipps und Trick zum Kolbentausch erhältst du in unserem „HOW TO | so baust du einen Kolben ein“
Montage des Zylinders
Nach dem Kolben folgt jetzt der Zylinder. Die mitgelieferte Zylinderfußdichtung ölst du leicht ein und legst sie auf die Dichtfläche am Motor. Wenn du einen Lappen auf das Kurbelgehäuse gelegt hast, kannst du ihn jetzt wieder entfernen. Auch die Zylinderlaufbahn ölst du mit einem schönen Ölfilm ein. Verwende dafür am besten 2-Takt Öl. Den Zylinder schiebst du nun wieder auf den Kolben. Dieser Moment ist ein klein wenig kniffelig, denn du musst die Kolbenringe zusammendrücken während du den Zylinder aufschiebst. Vielleicht findest du jemanden der dir kurz hilft. Der Zylinder muss ganz sanft auf den Kolben gleiten. Schiebe den Zylinder soweit zurück, bis er sauber auf der Fußdichtung aufliegt.
Jetzt noch den Zylinderkopf auf den Zylinder schieben. Dafür montierst du vorher die Zylinderkopfdichtungen. Wenn es sich dabei um Gummidichtungen handelt, solltest du diese einfetten. Das hilft dir die Dichtung in ihrer Nut zu fixieren und sie setzt sich besser. Wenn nicht anders vom Moped Hersteller vorgeschrieben, solltest du auf anderweitige Dichtmittel verzichten.
Befestige noch eben den Zylinderkopf mit den entsprechenden Schrauben oder Bolzen. Achte darauf, die Schrauben gemäß den Herstelleranweisungen anzuziehen und das Drehmoment richtig einzustellen. Zylinderkopfschrauben solltest du, wenn möglich, immer über Kreuz anziehen.
Montage Anbauteile
Dein Zylinderkit hast du nun erfolgreich montiert. Bevor die Fahrt losgeht montierst du wieder die Anbauteile wie den Auspuff, Vergaser / ASS / Membran und evtl. vorhandene Kühlwasser- und Ölschläuche.
Kühlwasser einfüllen nicht vergessen sonst wirst du nur kurze Freude an deinem neuen Zylinder haben.
Probelauf
Überprüfe nochmals ob alles festgezogen ist und keine Teile übrig sind.
Starte deinen Motor und überprüfe ob alles ordnungsgemäß funktioniert. Dein Moped wird etwas stärker qualmen als sonst. Das liegt daran, dass die Zylinderlaufbahn eingeölt wurde.
Wenn du Verkleidungsteile demontiert hast, wird es Zeit diese wieder zu montieren und den neuen Zylinder auf Herz und Nieren zu testen.
Es kursieren immer wieder Mythen und Unsicherheiten zum Thema Zylinder einfahren.
Unsere Empfehlung für dich: Langsam aber zügig!
Bei Unsicherheiten oder Schwierigkeiten nehme Kontakt mit uns auf. Ein fehlerhafter Austausch kann zu Schäden am Motor führen. Deshalb, lieber einmal mehr nachgefragt.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Schrauben!